Samstag, 4. März 2006

Dido auf Deutsch: Die Neue von Rosenstolz


Zur Abwechslung mal wieder ne kurze Kritik ...

Seit gestern ist es endlich auf dem Markt: Das neue Rosenstolz-Album.
"Das grosse Leben" heisst es, und es ist eine konsequente Weiterentwicklung des Vorgängeralbums "Herz".
Soll heissen: Keine Spur mehr von Elektropop, der gute alte Rosenstolz-Humor oder zumindest ein bisschen Ironie ist überhaupt nicht mehr vorhanden (war eigentlich auf den letzten beiden Alben schon genauso ...), 90% Balladen mit Gitarrenbegleitung, und alles dreht sich um die Liebe, während Anna wie üblich schön vor sich hinsingt.
Leider gibt es schon wieder keine Opern- oder sonstige Einlagen von Anna zu hören, stattdessen gibt es braven Popgesang ohne Sperenzchen. Das ist schade, aber hätte zu den teilweise wirklich drögen Songs auch überhaupt nicht gepasst.
Ich fand ja schon einige Songs auf "Herz" sehr öde ("Gib mir mehr Himmel", "Ich komm an dir nicht weiter"), aber neue Titel wie "Woran hält sich die Liebe?", "Etwas zerstört", oder "Aus Liebe wollt' ich alles wissen" definieren den Begriff Langeweile neu.
Sie fangen vielversprechend an, aber führen einfach nirgendwohin.
Über Peters Solotitel "Ein Wunder für mich" breite ich mal gnädig den Mantel des Schweigens. Obwohl, eine Frage hätte ich dazu: Warum muss dieser Mensch überhaupt "singen"?

Jetzt aber genug mit den Kritikpunkten, kommen wir zu den positiven Seiten.

"Nichts von alledem (Tut mir leid)" ist ein absoluter Geniestreich und steht für mich schon auf der selben Stufe wie die Rosenstolz-Klassiker "Die Schlampen sind müde", "Perlentaucher", oder "Der Moment".
Aber eigentlich ist es schon traurig, wenn der erste Song des Albums auch gleichzeitig mit Abstand der beste ist.
Auch die erste Single "Ich bin ich (Wir sind wir)" ist ziemlich gut geworden, und hat Anna und Peter immerhin den höchsten Charteinstieg (#2) beschert, den sie jemals hatten.
"Ich geh in Flammen auf" entwickelt sich nach wiederholtem Hören auch zu einem sehr guten Song, und ist das "Komm doch mit" bzw das "Willkommen" dieses Albums. Soll heissen, der schnellste und textlich positivste Song des Albums.
"Auch im Regen" hat Potential. Bisher habe ich es erst ca. 10 Mal gehört, aber ich habe den Verdacht, dass das eines Tages mal ein Favorit von mir werden könnte. Die Melodie ist jedenfalls packend, und der Text gehört zu den "anrührendsten" auf der gesamten CD - zumindest für mich.
Und wo ich grade bei anrührenden Texten bin, muss ich unbedingt "Ich hab genauso Angst wie Du" erwähnen. DAS ist wirklich schön. Ich bin bloss momentan nicht in der richtigen Stimmung für so einen Song, also hat es noch nicht ganz "Klick" gemacht. Dass es eine umwerfend schöne Bombastballade ist, kann ich aber nicht bestreiten. Irgendwie erinnert es mich an "Es tut immer noch weh".

Alles in allem ist das Album ziemlich durchwachsen, aber allein für "Nichts von alledem (Tut mir leid)", "Ich bin ich (Wir sind wir)" und "Ich geh in Flammen auf" hat es sich gelohnt.
Trotzdem wünsche ich mir von Rosenstolz immer mehr eine Rückkehr zu ihren Wurzeln.
Aber auf neue Songs in der Art von "Schlampenfieber", "Ich zieh mich an (Und langsam aus)", "Soubrette werd ich nie" oder "Der kleine Tod" werde ich wohl vergeblich warten.
Tja, vom kleinen Tod zum grossen Leben und vom augenzwinkernden Mondän-Pop zum radiotauglichen philosophieren über Liebe.


PS: Die Maxi von "Ich bin ich (Wir sind wir)" ist übrigens definitiv einen Kauf wert. Die B-Seite "Kannst Du mich hochziehn?" ist nämlich unerklärlicherweise nicht auf dem Album und trotzdem absolut grossartig.

PPS: So genial "Nichts von alledem (Tut mir leid)" auch ist, die Zeile "Du trittst in mein Herz bis es schreit" ist einfach bloss widerwärtig.

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