Wieder ein Arbeitstag vorbei.
Was gab es heute?
Meine selbsternannte rechte Hand (Ich nenne ihn mal Erklärbär) sorgte für das Thema des Tages.
Er begann den Tag extrem schlecht gelaunt und unmotiviert (Aber trotzdem freundlich wie immer) und erzählte jedem, dass er irgendwelche Wadenkrämpfe hat.
Ja, tolle Wadenkrämpfe.
Der Kerl hatte eine Fahne von hier bis zum Nordpol.
Gegen Mittag legte er sich dann mal hin (Das ist das wirklich beneidenswerte an Gehörlosen: Sie können überall ungestört ein Schläfchen halten), und dann ging es auch wieder.
Der Erklärbär hatte seinen Rausch ausgeschlafen und alles war okay.
Trotzdem erzählte er die Story von den Wadenkrämpfen weiterhin.
Naja, geschickt vertuschen geht anders.
Ansonsten habe ich mit 3 unserer alten Ladies einen Waldspaziergang unternommen (Eine lief trotz knapp 90 Jahren auf dem Buckel in einem Mördertempo voraus, die anderen trödelten - ich musste ständig in der Mitte sein, um niemanden zu verlieren ...), unseren ebenfalls behinderten Gärtner kennengelernt und mit dem Problemfall, der mir und allen anderen Dresche anbietet, eine erstaunlich friedliche Zeit gehabt.
Der 2. Problemfall mag mich jetzt auch, nachdem ich mich sehr darum bemüht habe.
Mit Erdnussflips bestechen klappt immer.
Die Bewohner treiben aber auch eine Menge Schabernack mit mir und den anderen.
Eine ältere Dame versteckt zum Beispiel immer die Teekanne vor mir, weil sie den Tee kocht und dafür sorgen "muss", dass immer noch welcher da ist.
Als hätte sie ihn bezahlt.
Ansonsten gibt es welche, die klauen wie die Raben, und uns manchmal sogar was mitbringen.
Dann darf man erstmal den rechtmässigen Besitzer ausfindig machen.
Schon alles sehr interessant dort.
Jeder hat seine Marotten und Befindlichkeiten, und man muss erstmal drauf kommen, wie man damit am besten umgeht.
Heute war auch die "Ich bin Rentnerin, ich bleib im Rollstuhl"-Frau wieder sehr renitent.
Als ich sie abholen wollte, kam sie mir wieder mit dem "Bin alt und bleibe hier"-Kram.
Nachdem ich sie dann in die Förderstätte verfrachtet hatte, wollte sie wieder nicht aufstehen.
Erst die Aussicht auf ein leckeres Frühstück bewegte sie zum aufstehen.
Meine Sprachkenntnisse machen sich langsam bezahlt.
Sie später wieder von dort nach Hause zu bringen war dann auch ein Akt.
Ausserdem hat sich anscheinend eine Arbeiterin aus der Behindertenwerkstatt in mich verknallt.
Als ich vorbeilief, war sie absolut ausser sich vor Freude und schickte ihre Betreuerin weg.
Als ich 5 Minuten später nochmal kam (Das muss sie gewusst haben, ich ging nämlich in eine Sackgasse, um jemanden abzuholen), wollte sie mir unbedingt erst das Gesicht streicheln, dann die Hand schütteln und hat sich sogar für die Frau interessiert, die ich vor mir herschob.
Diese Leute sind echt rührend.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen