Danach, von einer Bäckereiverkäuferin verstanden zu werden, wenn ich Pfannkuchen oder Schrippen verlange.
Nach Bussen und Bahnen, die im 2-Minuten-Takt fahren und auf die man allerhöchstens nachts länger als 10 Minuten warten muß.
Nach Taxis, die einen Kurzstreckentarif haben.
Nach Partys, die erst ab 1 Uhr nachts so richtig anfangen, statt bereits um 23 Uhr proppevoll zu sein.
Nach Supermärkten, in denen ich jahrelang einkaufen gehe ohne sämtliche Verkäuferinnen beim Namen zu kennen.
Nach Tagen, die ich komplett in der Stadt verbringen kann ohne mindestens 3 Leuten über den Weg zu laufen, die ich kenne.
Nach einer Nachbarschaft, wo keiner den anderen kennt und man nicht im geringsten über das Privatleben der Nachbarn informiert ist.
Nach einem Haus ohne einen Hausmeister, der sich aufspielt wie die portugiesische Version von Else Kling.
Nach gesunder Distanz.
Jemanden kennenzulernen und bereits 30 Minuten später über seine Eßstörungen, sein Verhältnis zu seiner Mutter und sonstige "private" Sachen im Bilde zu sein, ist für mich NICHT normal.
Nach dem Melitta Sundström, meinem Lieblings-Straßencafé.
Nach dem Fernsehturm, dem häßlichen Kaufhof am Alexanderplatz und den Touristenströmen, die ganz Mitte bevölkern.
Nach der Möglichkeit, meine Familie jederzeit zu besuchen, statt sie nur anzurufen.
Nach einer Stadt, in der Wäschekeller gänzlich unverbreitet sind.
Danach, Freitags in die Busche zu gehen und sich Samstags zu fragen, was man da eigentlich wollte.
Danach, Samstags ins Schwuz zu gehen und dort festzustellen, daß es dort auch nicht wesentlich besser ist, aber zumindest Spaß macht.
Danach, Sonntags ins GMF/Café Moskau zu gehen und zu merken, daß man da wirklich nicht öfter als einmal im Jahr hin muß.
Danach, Silvester wieder im HT zu verbringen, den Abend mit Freunden, Long Island Ice Tea, Sekt und Sushi totzuschlagen und um Mitternacht vor dem Laden ABBAs Happy New Year zu singen.
Danach, immer wieder neue Ecken der Stadt zu entdecken.
Nach Sommertagen, die man mit Freunden auf einer Wiese im Tiergarten oder am Wannsee unter der Trauerweide verbringt.
Nach einer Stadt, in der es an jeder Ecke Erinnerungen gibt.
Ja, ich bin bereit für mein neues altes Leben.
Nur noch 62 Tage.
Und dann werde ich wohl ähnlich viele Dinge an Osnabrück vermissen ...
2 Kommentare:
Was könnte man denn an Osnabrück vermissen? *grübel* Vielleicht den Regen! *g*
Dass der Kaufhof renoviert und umgebaut wurde und völlig anders aussieht als vorher, weißt Du aber, oder? :D
Ich find den übrigens jetzt erst häßlich. ;)
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