Gestern war die Traum-Nachmieterin nochmal da, um sich mit ihrem Freund die Wohnung anzugucken.
Vier Augen sehen schließlich mehr als zwei.
Als die beiden ankamen, war ich fast genauso geschockt wie sie:
Sie fragte mich ganz erschreckt, ob die Gegend denn wirklich so harmlos und ruhig wäre, wie ich ihr das gestern geschildert habe.
Grade als sie auf meinen Hauseingang zusteuerte, wurde nämlich jemand aus dem Nachbarhaus in Handschellen von der Polizei abgeführt.
Unglaublich.
Normalerweise ist das hier das ruhigste Pflaster der Welt, selbst wenn man hier alle 3 Monate mal Samstagnacht einen harmlosen Besoffenen auf der Straße trifft ist das schon was besonderes.
Aber ausgerechnet in so einem Moment muss natürlich sowas ungewöhnliches passieren.
Zum Glück konnte ich die Nachmieterin und ihren Freund davon überzeugen, dass ich sowas noch nie hier erlebt habe.
Das erinnerte mich sehr an eine Geschichte, die mir mal ein Mädel im Zug nach Berlin erzählt hat:
Ihre Eltern wohnten im nobelsten Viertel von Düsseldorf und hatten ihrer Tochter immer wieder davon abgeraten, ins "schlimmste Viertel von Berlin" zu ziehen.
Was war das Ende vom Lied?
In 5 Jahren Neukölln war ihr nie was passiert, aber beim Heimaturlaub in Düsseldorf wurde sie nur 3 Straßen von ihrem Elternhaus entfernt am helllichten Tag beim telefonieren angeschossen.
Nur ein Streifschuss der keine Schäden hinterließ, aber immerhin.
Sicher ist man nirgendwo.
Ach ja, um zum eigentlichen Thema zurückzukommen: Es ist zu 95% sicher, dass sie die Wohnung nimmt.
Ich bete, dass auch die letzten 5 Prozent hinzukommen.
Auch wenn ich inzwischen ständig Anrufe von potentiellen Nachmieterinnen habe (Echt bloß Frauen - man könnte meinen, meine Wohnungsbaugesellschaft hätte nebenbei eine Partnervermittlung zu laufen), die unbedingt vorbeikommen wollen.
Bei solchen Besichtigungsterminen komme ich mir immer vor, als würde ich in einem Kaltakquise-CallCenter arbeiten und müsste dort alle 5 Minuten die selben Kaufargumente herunterbeten.
Furchtbar.
6 Kommentare:
Meine Güte, sowas macht echt Eindruck...
Als wir in unsere erste gemeinsame Wohnung gezogen waren, wurden wir mal mitten in der Nacht von einem Einsatzkommando nach draußen gescheucht, weil für unser Haus eine Bombendrohung eingegangen war. Nachdem die Suchhunde nichts gefunden hatten, durften wir wieder rein - war wohl ein "Scherz" eines dauerbesoffenen Anwohners...
Uih, auch nicht übel.
So einen Spaß hatte ich zum Glück noch nirgendwo, ich bin bisher bloß 2 Mal evakuiert wurden.
Einmal zum Glück sogar tagsüber, das war noch erträglich *g*
Das andere Mal hatte jemand mitten in der Nacht den Dachstuhl im Nachbarhaus in Brand gesteckt und die gesamte Straßen-Bevölkerung stand mit warmen Decken und heißem Tee bis zum frühen Morgen draußen bis das Feuer gelöscht war ... das war echt nicht schön.
Als ich in den 90ern an der Großen Straße wohnte, wurde in der Wohnung unter uns auch mal ein Mann verhaftet.
Kurz bevor ich selber die Polizei rufen konnte, weil es sich anhörte, als würde der Typ seine Freundin vergewaltigen, stürmte ein bewaffnetes Einsatzkommando mit gezückten Waffen und schusssicheren Westen das Treppenhaus, trat die Tür ein Stockwerk tiefer ein und führte dann den Mann raus. Das heißt: Sie trugen ihn.
An den Armen untergeklemmt und an den Beinen festgehalten, die Hände in Handschellen - so wurde der Nachbar weggeschleppt.
Und wie andere Nachbarn hinterher zu berichten wussten, befanden sich in der Wohnung unter unseren scharfe Handgranaten.
Keine schöne Vorstellung, oder?
Ein anderes Mal, ebenfalls an der Großen Straße, musste ich als Zeuge gegen einen drogensüchtigen Einbrecher aussagen. Zur Identifizierung wurde ich gebeten, bei der Polizei dann die Verbrecher-Kartei durchzusehen und war erstaunt - und erschreckt: Denn fast alle gezeigten Visagen kannte ich vom Sehen.
Damals, in den 90ern, war die Drogenszene in OS nämlich rund um den Neumarkt versammelt.
Jetzt, im Katharinenviertel unter lauter Jungakademikern mit ihren Kindern, ist es dagegen doch deutlich ruhiger. Obwohl es natürlich auch hier nicht an seltsamen Gestalten mangelt...
Meine Güte ... ich habe ja auch schon in Gegenden gewohnt, die angeblich "bedenklich" sind, aber das toppt ja echt alles O_O
Sowas habe ich nichtmal in Berlin-Kreuzberg erlebt, ganz im Gegenteil: Ich habe mich noch nie so wohl und sicher gefühlt wie dort.
Ich bin aber erstaunt, dass das Katharinenviertel so harmlos ist.
Da gehe ich nämlich relativ ungern hin, weil auf der Hasestrasse immer so komische Leute rumlaufen *g*
Das Katharinenviertel ist aber wirklich ganz ruhig - und auch ganz woanders. Es ist, wie der name schon sagt, entlang der Katharinenstraße zwischen Lotter Straße und Martinistraße und hinter dem Heger-Tor-Wall gelegen bis hin zum Kirchenkamp. Also: Die Hasestraße ist da eigentlich eher weit weg.
Aber Du hast Recht: In der Hasestraße ist es oft ganz gruselig. Früher, so erzählen es mir meine Eltern, als das Hasetor-Kino noch Sexfilme zeigte ("Tam Tam - Lebensgeister weckende Filme") und sich ein Pornoladen an den nächsten reihte, also in den 70ern, war es auch die verruchteste Straße in Osnabrück.
Davon zeugt heute ja nur noch ein Sexshop und die "Bar Parisiana" - als Relikt aus einer Zeit, als das Wort "Nachtbar" noch wie ein erotisches Sesam (oder sonst was)-öffne-dich! geklungen haben muss.
Auf meinem Blog veröffentliche gleich mal eine Kinoanzeige aus dem Jahr 1971 mit dem Osnabrücker-Kinoprogramm - wird Dir bestimmt gefallen.
Schade übrigens, dass es den Puff an der Rehmstraße 75 nicht mehr gibt. Ich war sogar mal da - am Tag der offenen Tür!
Kein Witz, den gab´s da mal wirklich, inklusive einer Führung durch die Separees und Erläuterungen der Spielzeuge im S/M-Keller.
War echt lustig, zu sehen, worauf Heteros so abfahren...
Ja, grade weil es das doch bloß 5 Minuten zu Fuß sind hatte ich die Hasestraße jetzt mal zum Katharinenviertel gerechnet.
Ich sehe das halt etwas großzügiger, in Berlin kann man ja auch ne Stunde unterwegs sein und den Stadtbezirk nicht verlassen ;o)
Bin ja gespannt auf die Anzeige ...
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