Freitag, 16. Mai 2008

Wie im Zoo

Meine Güte, ich kann auch noch über andere Dinge reden als über Berlin.
Da gehe ich in Osnabrück aus, und alles worüber die Leute reden wollen, nachdem ich mich als Berliner geoutet habe, ist Berlin.
Als würde man den letzten Mohikaner oder gar den letzten Dodo interviewen.
In welchem Bezirk ich denn wohne, wie dies und das und jenes in Berlin ist, und natürlich die immer wieder hübschen "Ich war 1972 auch mal für zwei Tage in Berlin und habe von Weitem den Fernsehturm gesehen"-Geschichten, die nur noch von "Vorletztes Jahr habe ich in der Tagesschau drei bewegte Bilder aus einem Vorort von Wilmersdorf gesehen" getoppt werden.
Leute, man kann auch normal mit mir reden.
Ich bin Berliner, aber nicht auf dieses Thema festgelegt.
Und eine besonders clevere Anmache ist es auch nicht, Interesse an meiner Heimat zu heucheln - da würde ich es sogar noch origineller finden, wenn mich jemand 1 Stunde über die Herkunft meines Lieblingshemds zutexten würde.
Man hat's nicht leicht als Zugereister ... ich mag mir gar nicht vorstellen, was mein bester Freund sich als Bosnier für einen Quatsch anhören muss, wenn jemand verzweifelt ein vermeintlich todsicheres Gesprächsthema sucht - das ist dann wohl "Den Krieg fand ich damals auch ganz schlimm, wollen wir drüber reden?", oder sowas in der Art.

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