Um mal mittendrin anzufangen: Ich habe heute in der chirurgischen Station eines Krankenhauses den Schock meines Lebens bekommen und anschließend aus Leibeskräften um Hilfe gebrüllt.
Aber von vorne.
Die Geschichte fing eigentlich total positiv an, meine Mutter und ich waren nämlich in diesem Krankenhaus, um meine Oma wieder nach Hause zu holen.
Wir drei warteten auf das bestellte Taxi und saßen deshalb auf Bänken im Aufenthaltsbereich. Meine Mutter neben mir, Oma gegenüber.
Irgendwann schaute ich zu meiner Mutter und wunderte mich den Bruchteil einer Sekunde lang über ihren merkwürdigen Gesichtsausdruck, als sie auch schon die Arme in eine ganz merkwürdige Position anwinkelte und wortlos zur Seite kippte - hätte ich sie nicht festgehalten, wäre sie mit dem Kopf voraus auf den Boden gefallen.
Ich war also furchtbar erschrocken, brüllte wie bereits erwähnt um Hilfe und war fest davon überzeugt, sie wäre tot.
Hirnschlag oder so.
Was einem in solchen Schock-Momenten halt durch den Kopf geht.
Meine Oma war total erstarrt, ich brüllte und nach weniger als 30 Sekunden waren 5 oder 6 Krankenschwestern und Pfleger da (Einer der Pfleger hat mich ganz toll beiseite genommen und beruhigt - der war super) und ein Arzt.
Dass meine Mutter zwischendrin etwas unverständliches brabbelte machte die Sache auch nicht besser, ich sah sie schon den Rest ihres Lebens sabbernd in einem Pflegeheim verbringen.
Gott sei Dank hat sie sich sehr bald wieder berappelt (Kreislaufkollaps - wie bei mir damals), eventuell auch ausgelöst durch ein Grippemedikament, das sie heute zum ersten (und letzten) Mal genommen hat. Hat sich eventuell nicht mit dem Paracetamol vertragen, das sie 20 Minuten vor dem Kollaps eingeworfen hatte.
Man verfrachtete sie in ein Bett, verschob das Taxi um eine halbe Stunde, und füllte sie mit Wasser ab.
Der Vorfall war vor allem deshalb so erschreckend weil meine Mutter sonst nie krank ist und ich mich auch wirklich nicht erinnern kann, sie jemals krank erlebt zu haben - wenn so jemand plötzlich umkippt ist "Die ist tot!" das erste, was einem einfällt.
Erst recht, wenn man noch nie erlebt hat, wie jemand kollabiert.
Ein Gutes hatte es jedenfalls: Soviel gegenseitige Streicheleinheiten wie heute haben wir 3 Beteiligten uns seit Jahren nicht verpasst.
Schon erschreckend, wenn einem vor Augen geführt wird, dass es jeden Moment vorbei sein kann.
Ich bin immer noch total durch den Wind und kriege diese Bilder nicht aus dem Kopf, obwohl ich eigentlich gehofft hatte, die Sache aufzuschreiben würde mir helfen, es zu verdauen ... kommt vielleicht (hoffentlich!) noch.
8 Kommentare:
Das hört sich ja echt an, nach nochmal glimpflich davongekommen.
Es gibt leider kein Rezept, dafür das Eltern und Grosseltern ewig leben. Deiner Mutter auf jedenfall eine gute Besserung.
Danke, ich werde es ihr sagen. Die Zeit zwischen dem Kollaps und ihrem Wieder-Aufwachen war jedenfalls das schlimmste, was ich jemals erlebt habe.
Man ist so gar nicht darauf vorbereitet, dass die Menschen die man liebt sterben ... und wenn man dann noch direkt daneben sitzt und nichts tun kann außer um Hilfe zu rufen ist das ein extrem beschissenes Gefühl.
So hilflos.
Ja, das ist ein unschönes Erlebnis. Mein Mann ist mal vor einem Club zusammengeklappt. Er konnte mir nur noch sagen: "Mir ist so schlecht" und ist dann mit einem irgendwie ganz kläglichen Seufzer in sich zusammengefallen. Mir haben damals die Garderobiere und ihr Freund geholfen. Das war echt gut, jemand Besorgtes um sich zu haben in diesem Moment. Mein Schatz ist zwar schnell wieder wachgeworden, war dann aber kreidebleich und sehr mitgenommen. Schreckliche Sache. Drücke dir (und mir) die Daumen, dass wir so was nie wieder erleben müssen!
So böse das klingt. In manchen Situationen hätte ich es mir gewünscht für bestimmte Leute, dass es möglichst schnell geht.
Sei dir einfach bewusst, dass Zeit was wertvolles ist und manchmal sollte man sich Zeit nehmen einfach mal danke zu sagen, dafür dass es jemanden gibt.
Ja, mir kam heute auch schon der Gedanke, dass das eigentlich für den Betroffenen der perfekte Tod ist. Halt nur nicht für die Angehörigen, die dabei sind. Wenn ich an den erstarrten Blick meiner Oma denke oder mir vorstelle, wie meine Reaktion auf die Außenstehenden gewirkt haben muss ... das ist alles andere als schön.
Sicher, es ist besser als monatelanges Siechtum, aber immer noch schrecklich.
Schlimmer ist es noch wie bei mir, als ich alleine zuhause war und frühmorgens einen Kreislaufkollaps im Bad hatte, stürzte und mit einer Platzwunde am Auge alles vollblutete.
Da kann man ja nur von Glück sprechen, dass der Zwischenfall im Krankenhaus passiert ist.
Trotzdem: Ein Schock ist es natürlich! Hoffe, Deiner Mutter geht es wieder besser...
krass. bin auf jeden fall bei dir. so etwas ähnliches hatte ich bei meiner mutter vor kurzem. auslöser war allerdings ein medikament zur anregung der darmtätigkeit. zack umgekippt... und meine mutter hat sonst auch nie was. die ist hart im nehmen!
aber das es jeden moment vorbei sein könnte, ist mir sehr bewusst. melde mich deshalb auch ganz oft bei meinen eltern und so.
gute besserung. dir und deiner mum.
Danke :)
Ich habe es mittlerweile auch recht gut verdaut. Hat geholfen, dass ich heute den halben Tag mit ihr verbracht habe und mich selbst überzeugen konnte, dass sie fit wie ein Turnschuh ist.
Mit ihr zusammen über den Kollaps zu lachen war auch hilfreich.
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