Sonntag, 14. Mai 2006

Monster

So sieht mein heutiges Abendprogramm aus.
Für Leute, die noch nie von diesem Film gehört haben: Es geht um die wahre Geschichte von Aileen Wuornos, einer lesbischen (?) Prostituierten, die als Serienmörderin hingerichtet wurde.
Was Aileen aber eigentlich nur wollte war Liebe, Anerkennung, und jemanden, der an sie glaubte.
Einfach irgendwas, das ihrem Leben einen Sinn geben konnte.
Zumindest im Film.
Über die wahre Geschichte dahinter weiss ich leider ehrlich gesagt zu wenig.
Jedenfalls weiter im Text bzw. im Filmstoff: Aileen (Charlize Theron) hat im Laufe ihres sehr düsteren Lebens ihr komplettes Selbstwertgefühl und jegliche Achtung vor Männern verloren und macht für ein Bier oder 5$ einfach ALLES.
Eines Nachts landet sie eher versehentlich in einer Homobar, und wird dort von Selby (Christina Ricci) aufgegabelt, durch die sie fürs erste von ihren Selbstmordgedanken abgehalten wird.
Endlich jemand, dem sie wichtig zu sein scheint.
Selby wurde von ihren homophoben Eltern zu hochreligiösen & schiesswütigen Verwandten verfrachtet, um ihre Homosexualität zu "kurieren".
Diese beiden problembeladenen Aussenseiterinnen klammern sich also aneinander, um sich gegenseitig aus ihrem jeweiligen furchtbaren Alltag rauszureissen und es beginnt eine unheimlich rührende Liebesgeschichte.
Die bekommt allerdings sehr schnell einen bitteren Beigeschmack, Aileen finanziert mit ihrer Arbeit auf dem Autobahn-Strich nämlich nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch Geschenke für Selby und wird nebenbei auch noch von einem Kunden geprügelt, entführt, bedroht und fast vergewaltigt.
Dafür, dass sie ihn mit seiner eigenen Waffe erschiesst, hat sie mein vollstes Verständnis.
Für die Tatsache, dass sie danach nicht zur Polizei geht und sogar Selby die Wahrheit verschweigt, hat sie es nicht.
Und wie doof muss man bitte sein, um mit dem Auto seines Notwehr-Opfers durchs halbe Land zu fahren?
Im weiteren Verlauf des Films beschliesst Aileen, das Huren-Geschäft aufzugeben und Tierärztin, Präsidentin oder einfach bloss "Geschäftsfrau" zu werden.
Leider hat sie die Rechnung ohne Selby gemacht, und ohne die Tatsache, dass niemand sie einstellen möchte.
Im Endeffekt geht Aileen wieder auf den Strich, und das alles nur für Selby.
Und da sie die Grenze bereits einmal überschritten hat, ermordet sie ihre Freier ab sofort gleich, um ihnen posthum ihr Geld abzunehmen.
Ihr ist wirklich alles egal. Hauptsache sie hat jemanden, der sie braucht.
Tragisch.
Das Ganze läuft soweit, dass Aileen (Nach 7 Toten) für sich und Selby ein kleines Häuschen finanzieren kann.
Eines Tages "stiehlt" sie allerdings wieder das Auto ihres letzten Opfers, und die immer noch ahnungslose Selby fährt damit trotz ausdrücklichen Verbots munter durch die Stadt.
Dadurch kann dann natürlich ein Zusammenhang ermittelt werden, und über kurz oder lang wird Aileen als "Highway-Killer" ermittelt und zum Tode verurteilt.
10 Jahre später (2002) wird das Urteil vollstreckt.

Die echte Aileen Wournos verzichtete übrigens darauf, in die Berufung zu gehen.
Ihre simple Erklärung war "Mich zu verschonen, bringt nichts"*.
Und als man ihr die Umwandlung der Todesstrafe in lebenslange Haft anbot, war ihre Antwort, es wäre eine "Verschwendung von Steuergeldern" und sie hätte zuviel "Hass im Blut".

Mein Fazit:
Einer der wenigen Fälle, wo auch ich mit meinem komischen Geschmack einen mehrfachen Oscar-Gewinner absolut grossartig fand.
Auch wenn sich schlecht sagen lässt, wieviel Prozent der Story reine Fiktion sind, war es extrem bewegend.
Und dass die beiden Hauptdarstellerinnen die Performances ihrer Leben gegeben haben, ist auch nichts Neues mehr.
Nur eine Anmerkung habe ich: Falls die Filmstory auch nur zu 50% stimmt, hätte Selby anstatt Aileen die Giftspritze verdient gehabt.
Dass so ein Verhalten nicht als Anstiftung zum Mord gewertet wird, ist unfassbar.
Auch wenn es natürlich für die Justiz schwer nachvollziehbar wäre.

*Zitate dank Rheuma-Kay

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Also ich fand den Film ja wirklich gut!
Denke, der wird in der Regel auch eher der Frauen- als der Männerwelt gefallen.
Ist jedenfalls keine allzu leichte Unterhaltung.
Aber da ich generell Dramen und Co mag, habe ich auch an "Monster" meinen Gefallen gefunden.
Außerdem ist es mal interessant, Charlize Theron nicht nur als geleckte Schönheit zu sehen.

MisterMadonna hat gesagt…

Da empfehle ich doch mal Aileen Wuornos: Life and Death of a Serial Killer

Lebenskoffer hat gesagt…

Danke für den Tip, ich hatte auch schon vor, mich mal mehr in das Thema einzulesen.
Schon alles sehr traurig :(
@Steffi: Ja, ich war auch beeindruckt, wie furchtbar Charlize und Christina aussahen. Respekt.