Wenn man sich mit der geöffneten rechten Hand gegen die linke Brust patscht und dabei den Handrücken zum Körper hält, bedeutet das "Selber!".
Sehr nützlich, wenn einem jemand die Zunge rausstreckt oder ähnlichen Quatsch macht.
Wenn man mit dem Handrücken der rechten Faust die Stirn berührt, ist das "Mann".
Und "Arschgeige" wird genauso gemacht, wie man sich das gemeinhin vorstellt.
Mein Intensiv-Sprachkurs beginnt erst am 17.7., bis dahin muss ich mir halt mit solchen aufgeschnappten Sachen behelfen.
Manche von den geistig etwas fitteren Bewohnern gestikulieren sich ja mir gegenüber einen Wolf, und ich kann nicht mehr machen als lächeln und nicken.
Das reicht zwar den meisten auch als Antwort, aber doof ist es trotzdem, wenn man gar nicht mitkriegt, was jemand einem da so engagiert erzählt.
Und weil die Leute halt geistig auch beeinträchtigt sind, merken sie es auch gar nicht grossartig, dass ich nur Bahnhof verstehe - mögen tun sie mich trotzdem grösstenteils.
Zumindest habe ich heute begriffen, als mir eine Bewohnerin mitteilte, dass eine andere mal zur Toilette möchte und ich doch bitte aufschliessen soll.
Da war ich schon irgendwie stolz.
Ein anderes tolles Erlebnis hatte ich mit einem Bewohner, der die ersten paar Stunden vor Nervosität gezittert hat weil ich neu bin und der generell eher lange braucht, um Leute zu akzeptieren.
Ich setzte mich ihm gegenüber und mischte ganz frech bei seinem Bauklötzchen-Spiel mit, und irgendwann schüttelte er mir glatt viermal hintereinander die Hand.
Wenn ich sie ihm später einfach nochmal hinstreckte (Zur Ablenkung etc.), schüttelte er sie auch jedes Mal.
Meine Kollegin (Ich nenn sie mal Sabrina, weil sie mich extrem an Sabrina Buchstab aus der "Lindenstrasse" erinnert) meinte, dass das bedeuten würde, dass er mich akzeptiert hätte.
Gott, was für ein Relativ-Satz.
Jedenfalls war ich auch ganz beeindruckt, als ich später mit ihm allein war.
Wir fädelten ein paar Perlen auf, und plötzlich meinte er, die fast fertige Kette einstecken zu müssen.
Ich habe ihn tatsächlich ohne direkte Aufforderung überreden können, die Kette wieder rauszurücken.
Ein bisschen traurig gucken und in der Schale mit den Perlen rumwühlen hat gereicht.
Wobei man solche "Zuneigungsbeweise" nicht überbewerten sollte.
Der, der mir den ganzen Tag lang Dresche angeboten hat, hat mir auch 2 Bonbons zugesteckt und einmal extra auf mich gewartet, um mir die Tür aufzuhalten.
2 Minuten später kann dieser Mensch schon wieder völlig ausflippen.
Er ist generell sehr agressiv, auch gegen sich selbst.
Er zerreist nicht nur regelmässig seine eigenen Klamotten (Habe ich auch schon erlebt), sondern auch die von anderen.
Bei ihm muss man wirklich vorsichtig sein.
Dass der Job aber trotz allem sehr schön ist, muss ich aber auch nochmal sagen.
2 Kommentare:
Das klingt alles richtig gut, da kriege ich wieder Sehnsucht nach meiner Mittelstufenklasse, die ich im Zuge eines Praktikums an einer Schule für Geistigbehinderte leiten durfte. Als mich am Ende des Praktikums ein Mädchen, das sonst eigentlich nie redet, fragte: "Du bleiben Schule?" ging mir richtig das Herz auf...
Das ist wirklich eine süsse Geschichte,m und ich kann das absolut nachempfinden.
Es ist einfach bloss schön, wenn man das Gefühl haben kann, man hätte einem der Leute grade ein bisschen Freude bereitet :)
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