Donnerstag, 24. August 2006

Im falschen Körper geboren? Nö.

Ok, schwule Männer ticken nunmal anders als Heterosexuelle.
Und ich gebe auch zu, dass ich mich gern und manchmal auch lautstark über Schwuppen aufrege, die mehr Frau als Mann sind.
Trotzdem bin ich grade leicht beunruhigt.
Bei meiner tägliche Lektüre der Onlineausgabe der BILD-"Zeitung" stiess ich nämlich auf schamlose Eigenwerbung einen Vorabdruck eines von BILD-Autoren geschriebenen Buches namens "Wie Frauen ticken".
Der erste Kundenfänger Vorabdruck enthält jedenfalls einige Stellen, die mir verdammt bekannt vorkommen.
Beispiele gefällig?
In jeder Frau steckt eine Schauspielerin. Welche „Rolle“ sie heute spielt (Lady, Vamp, Herzchen, Dummchen?), das entscheidet sich im Bad und vorm Kleiderschrank. Was sie sich also gönnt, braucht sie für ihre Rolle wie der Schauspieler sein Kostüm!
Kann ich komplett unterschreiben.
Ich ziehe mich halt so an, wie ich an dem Tag bin.
Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das anders gehen soll.
Alle Frauen fühlen sich ständig schlecht behandelt und leiden für ihr Leben gern! „Zum Trost“ gönnen sie sich dann was, und schon geht’s ihnen besser.
Natürlich brauche ich Gründe, um regelmässig Geld für neue Klamotten "aus dem Fenster zu schmeissen".
Mein Kleiderschrank ist zwar bereits ausreichend bestückt, aber irgendwas "braucht" man ja immer noch.
Frisurwechsel bedeutet Umbruchstimmung! Bestenfalls nur neue Vorsätze, Job- oder Wohnungswechsel. Schlimmstenfalls Trennung. Alarmstufe Rot: Wenn sie ohne Rücksprache mit ihrem Partner lange Haare raspelkurz schneiden lässt. Dann ist er abgemeldet.
So ist das bei mir auch.
Wenn in meinem Leben was nicht stimmt oder sich was grosses getan hat, werden die Haare geändert.
Gefärbt, geschnitten, radikal umgestylt.
Finde ich auch völlig normal.
WANN IST SIE MIT IHREM AUSSEHEN ENDLICH ZUFRIEDEN?
Wenn es zu ihrer Stimmung passt. An manchen Tagen gefällt sie sich schon beim Aufstehen; dann ist auch die passende Garderobe im Schrank und sie ist rundum glücklich. An schlechten Tagen entdeckt sie ihre Pfunde, hat nichts anzuziehen und keine passenden Schuhe. Wie eine Frau ihr Äußeres findet, hängt immer mit ihrer Psyche zusammen.
Ist für mich ebenfalls ganz selbstverständlich.
An manchen Tagen komme ich an keinem Spiegel vorbei.
An anderen denke ich mir bloss "Pferdegesicht mit Vogelnest auf dem Kopf", und vermeide sämtliche Spiegel.

Wenn mich also mal wieder jemand fragt, ob ich was gegen Frauen habe, kann ich guten Gewissens antworten "Nö, ich bin selbst fast eine".

Obwohl ich ja eigentlich denke, dass man mit diesen blödsinnigen "Typisch Mann - Typisch Frau"-Kategorisierungen aufhören sollte, und statt dessen (Wenn es schon Klischees und Schubladendenken sein müssen) eher geschlechtsunabhängig Kategorien finden sollte.
Es gibt schliesslich genausoviele Frauen, die nach den üblichen (Oben erwähnten ...) Klischees eher als Männer durchgehen würden.

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ist wohl wie die Grenze zwischen heterosexuellem und tuntigem Verhalten. Manche ziemlich tuntige Menschen regen sich über Leute auf, die noch tuntiger sind als sie selbst, ohne dabei zu erkennen, dass sie gegenüber normalen Menschen schon reichlich den Boy George machen. Und dazu müssen sie nicht mal schwul sein. Insofern kann ich mir gut vorstellen, dass man nicht mal eine Frau sein muss, um genauso dämlich und unlogisch zu handeln, als wäre man eine.

Anonym hat gesagt…

Uii, das liest sich jetzt aber fies. Ist aber eigentlich schon erschreckend richtig. Wenn man "daemlich und unlogisch" jetzt mal weniger polemisch als Emotionsgesteuert umschreibt, kann man eigenltich nicht viel gegen vorbringen. Und ja: Ein nicht rein rational bestimmtes Handeln ist sicherlich nichts worauf die Frauen ein Monopol haetten.

In vielen der von Dir exemplarisch beschriebenen Situationen kann ich mich selbst auch durchaus wiedererkennen; und obwohl ich weder Frau, noch schwul bin. Diese weiblichen Characterzuege haben einfach wesentlich weniger mit dem Geschlecht, als mit der jeweiligen Persoenlichkeit zu tun. Auch wenn die "typisch weiblichen" Eigenschaften vielleciht wirklich bei Frauen haeufiger vorkommen als bei Maennern. Nur weil man selbst nicht dem Clichee entspricht, wird man dadurch nicht weniger maennlich. Schreibst Du im letzten Absatz ja eigentlich selbst schon.

Nicht vergessen sollte man dabei natuerlich auch, das das Buch eines Bild-Authore evtl. weniger Wert auf wissenschaftliche korrekte Analysen, denn auf die Verkaufszahlen legt. Oder anders gesagt: Ich vermute, hier werden bewusst liebgewonnene Vorurteile bedient.

PS: Mein erster Kommentar hier. Schoenes Blog und so... ;-)
PSS: Ups. Grade in der Vorschau gesehen, was ich da wieder fuer Romane geschrieben habe. Und sooo viele Rechtschreibfehler. Ich gelobe Besserung (fuer die Zukunft). Jetzt bin ich zu faul, das nochmal zu korrigieren...

Symea hat gesagt…

ooooh... von den angesprochenen dingen trifft nullkommanix auf mich zu. ich ticke also nicht wie man als frau zu ticken hat :) bin ich vielleicht ein mann und weiß noch nichts davon? *beunruhigt guck*

Lebenskoffer hat gesagt…

Hallo Thorsten, dankeschön :)
Da bin ich ja direkt beruhigt, dass es nicht nur mir so geht.
Und wenn selbst Sylvia schon an ihrer Weiblichkeit zweifelt, kann es mit dem wissenschaftlichen Gehalt dieses Artikels wirklich nicht sehr weit her sein ;o)

Anonym hat gesagt…

Vielleicht ist sie ja ein schwuler (aber nicht tuntiger) Mann gefangen im Körper einer Frau.

Lebenskoffer hat gesagt…

Oder so *g*