Was macht man, wenn man Samstag nacht nicht einschlafen kann?
Richtig, man zappt durch die 3. Programme und bleibt ungläubig staunend bei einer Doppelfolge von Klinik unter Palmen hängen.
Es war aber auch zu putzig: Sämtliche angeblichen Kubaner, Schweden, Spanier etc wurden von urdeutschen Schauspielern gespielt, die sich kräftig bemühten, jedes Klischee zu erfüllen.
Sogar der einzige, der sich bemühte mit Akzent zu sprechen -natürlich der böse kubanische Polizeichef Ramon- vergaß alle 2 Minuten seinen Akzent und war nur durch seinen graumelierten Schnurrbart und Sätze wie "Fidel will sich gleich mit mir treffen" als Kubaner zu identifizieren.
Eine strohblonde Radost Bokel (Wer hat diese Frau jemals ins Fernsehen gelassen?) als spanische Krankenschwester Yolanda sagte als Zeichen ihrer angeblichen Herkunft andauernd Si, aber wirkte ansonsten so spanisch wie Eisbein mit Sauerkraut.
Und die logischerweise ebenfalls strohblonde Schwedin Elsa mit dem Ruhrpott-Dialekt duzte einfach sämtliche Leute und erklärte alle 10 Minuten, "das macht man bei uns in Schweden so".
Schön, wenn es so einfach ist.
Aber da selbst die ärmsten Kubaner fließendes Hochdeutsch sprachen, darf man sich wohl nicht über Ruhrpott-Schwedinnen wundern.
Zwischendurch gab es Szenen die aussahen wie vom Praktikanten mit der Handkamera gefilmt, ein paar Kuba-Impressionen die wohl von alten Traumschiff-Folgen übrig waren und jede Menge vorhersehbarer Herzschmerz.
Die wenigen dunkelhäutigen Nebendarsteller waren alle sehr lieblos und vor allem sehr auffällig nachsynchronisiert, und 3 deutsche Teenies ebenso.
Wenn die Teenies allerdings so sprachen wie sie spielten, dann kann ich das auch komplett nachvollziehen.
Sehr schön auch eine Szene, als ein nachsynchronisierter Herr Wussow ganz nah an ein paar wild trommelnden Straßenmusikanten vorbeilief und man keinen Ton hörte.
Ganz im Ernst: Dass war alles so derart unfassbar, dass ich nicht anders konnte, als bis zum Ende wach zu bleiben.
Manchmal ist ungewollte Komik wirklich die allerbeste.
1 Kommentar:
Bestens beschrieben - da fragt man sich doch eh schon seit Jahren, warum man noch GEZ-Gebühren soll, wenn es im öffentlich-rechtlichen Fernsehen Serien gibt, die noch größerer Schund sind als auf den Privaten.
Und warum muss es all diese Jörg Pilawa-Palawer-Shows, Boulevard-Magazine und die 100.000. "Tatort"-Ausstrahlung geben? War da nicht mal die Rede vom "Bildungsauftrag"?
Genauso treffend Deine Beschreibung der "Lindenstraßen"-Klischees. Habe sehr darüber gelacht!
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