Montag, 31. März 2008

Menschen zweiter Klasse

Was für eine Erziehung müssen ein Junge und ein Mädchen im Alter von ungefähr 8 und 9 Jahren bloß hinter sich haben, dass sie überhaupt nichts dabei finden, auf der Straße einem völlig fremden Erwachsenen schwulenfeindliche Sprüche aus der alleruntersten Schublade hinterherzubrüllen?
Das Schlimmste ist noch, dass mir keine vernünftigere Reaktion einfiel, als ungerührt weiterzulaufen und so zu tun, als hätte ich das alles nicht gehört. Alles andere, was mir an möglichen Reaktionen einfiel, erschien mir einerseits zu heftig und andererseits gleichzeitig zu harmlos.
Eine passende Reaktion auf sowas gibt es wohl auch gar nicht, weil man da eher bei den Eltern ansetzen müsste, die ihren Kindern offensichtlich weder das kleinste Fünkchen Toleranz noch Respekt vor anderen Menschen beigebracht haben.
Es ist echt traurig ... vor allem wenn ich daran denke, dass ich als Schwuler nicht zur einzigen "Randgruppe" gehöre, die jederzeit mit solchen Erlebnissen rechnen muss. Schwarze, Dicke, Ausländer, Lesben, Leute mit Hakennasen oder Schlitzaugen, kleine Leute, große Leute, Alte - sobald man irgendwie anders ist als die berühmte "Norm" muss man damit rechnen, dass einen an einem bisher wunderschönen Tag so ein Stich trifft.
Traurig.

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

http://grosstadtkind.blogspot.com/2008/03/der-gekrnte-hintern.html

Lebenskoffer hat gesagt…

Na jetzt hast du es mir aber gegeben.

Es ist sehr wohl ein Unterschied, ob sich jemand freiwillig furchtbar unpassend anzieht und dafür ein paar Blicke erntet (was bei so einem Outfit definitiv gewünscht ist), oder ob man sich lautstark aufs Übelste beschimpfen lassen muss, weil man einfach existiert.

Sina hat gesagt…

Da stimme ich komplett zu. Ausserdem find ich es milde gesagt unkreativ in einer Antwort an dich dich zu zitieren.
Ausserdem frage ich mich immer wie Menschen dazu kommen, andere so zu beschimpfen. Manche sagen zwar, dass man es ihnen ansehen würde (was teilweise auch stimmen mag), aber wenn ich sie frage, ob sie es mir ansehen, reagieren alle immer sehr verdutzt... Was wollen sie denn nun.
Ausserdem denke ich, wenn man will, kann man jeden Menschen in irgendeine Minderheit einordnen und ihn deshalb beschimpfen. Da sollte wohl jeder sehr vorsichtig sein.

Anonym hat gesagt…

@Daniel: Keine Frage, das ist ein Unterschied. Aber nur quantitativ.

Ich finde es sehr schade, dass Du als Angehöriger einer "Randgruppe", keine Probleme damit hast, Dich über Angehörige anderer "Randgruppen" lustig zu machen (und das nicht nur das eine Mal). Die im zitierten Thread beschriebene Frau hat also ein Gewichtsproblem und vielleicht keinen besonders guten Geschmack, was Klamotten angeht. Na und?
Deine gehässigen Kommentare darüber finde ich jedenfalls ziemlich daneben. Auch wenn Du der Frau Deine Meinung nicht hinterher gerufen hast. Das ist offenbar das Fünkchen Toleranz und Respekt, dass Du für Dich beanspruchst.

Schwulenfeindlichkeit, so wie Du sie erlebt hast, fängt auch mit blöden Witzen an.

Anonym hat gesagt…

Don't feed the trolls.



Es ist immer unangenehm auf der Straße angepöbelt zu werden. In den meisten Situationen fällt einem sowieso kein Erwiderung ein.
Aber Kinder in dem Alter sollten eigentlich wissen, dass man Fremden keine wie auch immer gearteten Dinge hinterherruft. Wahrscheinlich schaukelt sich sowas aber hoch, sobald mehr als ein Kind da ist. Ich kenne das nun leider von meiner großen Cousine, die gerade mal 10 ist und manchmal auch Sachen raushaut, die mich fassungslos machen. Aber bei ihr ist das ein einfaches Austesten der Grenzen und mit einem scharfen Blick kann man das bei ihr auch sofort beenden.
Den Kindern kann man nicht wirklich einen Vorwurf machen, denn die zeigen höchsten das, was sie zu Hause mitkriegen.
Deshalb: einfach ignorieren, alles andere wird nur noch nerviger.
Dasselbe gilt übrigens auch für Herrn/Frau Anonym.
Ich sehe da sehr wohl einen Unterschied zwischen lautem Hinterherrufen und dem mehr oder mindern privaten Verarbeiten von Eindrücken hier im Blog. Denn besonders diesen Gedanken aus dem von Anonym zitierten Posting, den hat jeder! Selbst ich hätte den und ich gehöre auch zu den Frauen, die für ihr Gewicht um einiges zu klein sind. (Ich bin nicht übergewichtig, ich bin nur untergroß! *g*) Diese Urteile zu fällen ist kein Verbrechen und sie in einem anonymen Umfeld wie seinem eigenen Blog zu veröffentlichen ist ebenfalls kein Verbrechen, nicht mal ein moralisches. Niemand wurde mit dem Beitrag über den gekrönten Hintern verletzt, während es ganz anders aussieht bei Beschimpfungen, die einem aus heiterem Himmel ins Gesicht geschleudert werden.

MisterMadonna hat gesagt…

Nun ja, aber "Schlitzauge" erscheint mir persönlich auch schon als Schimpfwort geeignet... *grübel*

Lebenskoffer hat gesagt…

Also für mich ist das komplett wertungsfrei, weil es keine allgemein verwendete Alternative gibt *nixweiß*
Schlitzaugen sind für mein persönliches Empfinden so sehr als Schimpfwörter geeignet wie Segelohren oder Hasenzähne, also eigentlich überhaupt nicht ...

Und @Sasy: Vielen Dank, du hast das wunderschön perfekt ausgedrückt, was ich versucht habe zu vermitteln :))

Anonym hat gesagt…

@ Daniel: Entschuldigung, dass ich hier getrollt habe. Ich hab die Message Deines Threads einfach mißverstanden. Ich dachte, Du wolltest über Dein Erlebnis hinaus sagen, dass Schwulenfeindlichkeit Scheiße ist. Jetzt hast Du mir mit Sasy's Hilfe aber ausgezeichnet vermittelt, dass es nur um direkte Angriffe geht und dass es Unsinn ist, einen Zusammenhang zwischen abwertenden Witzen und tätlichen Angriffen zu sehen.

Man, ich fühle mich jetzt echt besser. Wenn meine Kinder das nächste Mal Witze über Schwule oder von mir aus auch Dicke machen (und sowas kriegen die ja in der Schule automatisch mit), werd ich nicht wie üblich was dagegen sagen, sondern sie darin noch bestärken, ist ja alles ok. Nur, wenn sie wirklich tätlich werden sollten, kann ich ja mal mit Sasy's scharfen Blick probieren. Vielleicht ist es dann auch zu spät.

Lebenskoffer hat gesagt…

Schon verstanden: Du hältst mich für einen bigotten Heuchler bzw. wirfst mir vor, mit zweierlei Maß zu messen und mich quasi für eine "bessere, schützenswertere Minderheit" zu halten als z.B. Dicke.

Du siehst das so, ich sehe das anders, jeder hat seine eigene Meinung und da kommen wir wohl leider nicht mehr auf einen gemeinsamen Nenner.