Montag, 16. Februar 2015

Liebesbrief

Ich muss mal sentimental werden.
Gibt ja keinen besseren Zeitpunkt dafür als um 1 Uhr nachts, wenn man leicht einen im Tee hat.

Wisst Ihr, manchmal vermisse ich mein Berlin.
Es ist teilweise dreckig, vulgär, hat hässliche Seiten, kann gefährlich werden, ist nicht perfekt ... aber trifft das nicht auch auf uns alle zu?
Berlin hat einfach auch unschlagbare Vorteile.
Wenn ich dort um 1 Uhr nachts Bock auf Sushi habe, kann ich mir das sogar noch bequem in die Wohnung liefern lassen.
Oder in ein hübsches Restaurant in der Nähe gehen - irgendeins ist garantiert zu finden.
Wenn ich einen Menschen nicht mehr sehen möchte, kann ich mir einfach neue Läden suchen in die ich gehe - wobei das nichtmal nötig ist, irgendwie verstehen Menschen in Berlin wesentlich besser was "Kontaktabbruch" bedeutet als Osnabrücker, die 1. anhänglich sind und denen man 2. eh nicht entgehen kann, weil man sich sowieso irgendwo zufällig trifft.
Klar verliert man Leute dadurch auch leichter mal aus den Augen, aber echte Freunde bleiben trotzdem.
Und wenn ich in Berlin Fernweh habe, muss ich nur in einen anderen Stadtteil fahren - das ist gleich eine ganz andere Welt.
Zumal das auch wesentlich schneller geht, hier in Osnabrück fahren die Busse wenn man Glück hat alle 20 Minuten.
Aufgeblasenes Dorf halt, obwohl es sich ganz offiziell "Großstadt" schimpfen darf.
Von meiner Familie ganz zu schweigen, die würde ich auch gern wieder öfter sehen.
Täglich zu telefonieren ist einfach kein Ersatz, und wenn man sich mal sieht geht man sich natürlich schnell auf die Nerven, weil man so aneinander gefesselt ist und der Gastgeber das Gefühl hat "Das ist jetzt was Besonderes, da muss man was bieten", was letztendlich keiner Seite was bringt..
Ich fühle mich inzwischen in Osnabrück pudelwohl und bin zuhause, aber Heimat ist es nicht.
Heimat ist Berlin und wird es auch immer bleiben, da kann man nichts machen.
Auch wenn ich dort niemals wieder würde wohnen wollen, dafür ist es zu sehr runtergekommen in den letzten Jahren.

Berlin, manchmal fehlst du mir trotzdem sehr ...

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